Das Vereinigte Königreich öffnet den Geldbeutel für die nächste technologische Revolution: Quantencomputing. Die britische Regierung stellt mehr als 500 Millionen Pfund (rund 584 Millionen Euro) bereit, um gezielt in diese zukunftsweisende Technologie zu investieren. In den kommenden vier Jahren soll mit den Mitteln die nationale Kapazität ausgebaut und die internationale Position des Landes in der globalen Quanten-Rallye gestärkt werden.
Quantencomputer nutzen die physikalischen Prinzipien der Quantenmechanik und versprechen enorme Fortschritte in Bereichen wie Materialwissenschaft, medizinische Bildgebung oder hochsichere Kommunikation. Auch das Brechen klassischer Verschlüsselungen ist langfristig nicht ausgeschlossen.
Von Strategie zu konkretem Handeln
Die neue Investition ist Teil eines umfassenderen Industrieplans. Sie kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Unklarheit herrschte über die Fortsetzung eines früheren Plans der konservativen Regierung, die ursprünglich 2,5 Milliarden Pfund über zehn Jahre in Quantentechnologie investieren wollte. Die neue Labour-Regierung sendet mit diesem Schritt ein klares Signal: Quantencomputing ist strategische Priorität.
Bereits heute verfügt das Vereinigte Königreich über ein National Quantum Computing Centre in Harwell, Oxfordshire. Zudem wurden im Vorjahr rund 100 Millionen Pfund für fünf neue Forschungszentren bewilligt. Die aktuelle Initiative baut auf diesen Grundlagen auf und soll die Forschung deutlich beschleunigen.
Laut Insidern ist es möglich, dass zusätzliches Kapital bereitgestellt wird. Die Förderung soll sicherstellen, dass das Vereinigte Königreich nicht hinter den USA oder China zurückfällt – Länder, die in diesem Bereich bereits erhebliche Fortschritte gemacht haben, berichtet die Financial Times.
Technologische Abhängigkeit als Risiko
Die Dringlichkeit wird durch die Übernahme britischer Quantum-Start-ups durch US-Unternehmen unterstrichen – darunter Oxford Ionics und die Quantensparte von Oxford Instruments. Laut Richard Murray, CEO von Orca Computing, war es „noch nie so entscheidend“, souveräne Quantentechnologie im eigenen Land zu sichern.
Auch Tom Grinyer vom Institute of Physics zieht einen klaren Vergleich: „Quantencomputing wird ein Gamechanger sein – vergleichbar mit KI oder dem Internet.“
Würde das Vereinigte Königreich jetzt nicht investieren, so Grinyer weiter, drohe ein dauerhafter Rückstand gegenüber globalen Konkurrenten.
Mit dieser Entscheidung positioniert sich die britische Regierung deutlich: Sie will nicht nur Teil der Entwicklung sein – sie will eine führende Rolle einnehmen in einer Technologie, die das Potenzial hat, ganze Industrien und Gesellschaften grundlegend zu verändern.