Eine Welle der Begeisterung an der südkoreanischen Börse führt zu deutlichen Kursgewinnen – ausgelöst durch den Aufstieg von auf den Won lautenden Stablecoins. Seit Präsident Lee Jae-myung seine Unterstützung für eine nationale Stablecoin-Regulierung bekundet hat, sind die Aktien betroffener Unternehmen stark gestiegen.
Börsenrallye durch Krypto-Erwartungen
Unternehmen wie Kakao Pay und LG CNS profitieren unmittelbar. Kakao Pay hat sich im laufenden Monat im Wert verdoppelt, während LG CNS um fast 70 % zulegte – gefolgt von Gewinnmitnahmen. Am Kosdaq legte das Fintech-Unternehmen Aton um 80 % zu, und das Gaming-Unternehmen ME2ON verdreifachte sich sogar, nachdem seine Tochtergesellschaft eine US-Dollar-basierte Stablecoin für Casinospiele einführte.
Diese Rallye hat den Kospi-Index im Jahr 2025 um fast 30 % steigen lassen, womit Südkorea aktuell der am besten performende Markt Asiens ist. Privatanleger stürzen sich massenhaft auf alles, was mit Stablecoins zu tun hat. Laut der Korea Financial Investment Association ist das Gesamtvolumen ausstehender Margin-Kredite auf ₩20,5 Billionen (rund 15 Milliarden US-Dollar) gestiegen.
Noch keine Regulierung – aber viel Hype
Der Hype ist bemerkenswert, da konkrete regulatorische Maßnahmen bislang fehlen. Dennoch ist das Vertrauen groß – unter anderem, weil Präsident Lee den krypto-freundlichen Berater Kim Yong-beom als wichtigsten politischen Entscheidungsträger benannt hat. Zudem liegt ein Gesetzesvorschlag vor, der es Unternehmen mit einem Eigenkapital von mindestens ₩500 Millionen erlauben würde, selbst Stablecoins herauszugeben. Kritiker warnen jedoch, dass dies unterkapitalisierten Firmen Tür und Tor öffnet und potenzielle systemische Risiken schafft.
Die Zentralbank bleibt vorsichtig. Gouverneur Rhee Chang-yong bezeichnet es als gefährlich, wenn Nicht-Banken Stablecoins emittieren dürfen – mit Blick auf mögliche Auswirkungen auf Geldpolitik und Kapitalflüsse. Gleichzeitig arbeitet die Bank of Korea jedoch an einer zweiten Testphase für eine digitale Zentralbankwährung und steht dazu in Gesprächen mit großen Banken und Plattformen.
Vorsicht bleibt geboten
Trotz der Kursgewinne weisen Experten darauf hin, dass einige Unternehmen überbewertet sein könnten. Viele der beteiligten Firmen verfügen noch nicht über die technologische Grundlage oder Infrastruktur, um Stablecoins tatsächlich produktiv zu nutzen. Die Annahme, dass kurzfristig überall Gewinne erzielt werden, erscheint daher überzogen.
Den vollständigen Artikel finden Sie bei der Financial Times.