Die einst große Kryptobörse FTX, die vor etwa zwei Jahren Insolvenz anmelden musste, setzt ihre Bemühungen fort, erhebliche Beträge von früheren Geschäftspartnern und Investoren zurückzufordern.
In einer jüngsten Klage richtet sich FTX, gegründet von Sam Bankman-Fried, nun gezielt gegen Binance und dessen ehemaligen CEO Changpeng Zhao (auch bekannt als CZ). Laut Bloomberg versucht FTX in diesem Verfahren, eine Summe von 1,8 Milliarden Dollar zurückzufordern. FTX behauptet, dass dieser Betrag auf betrügerische Weise durch Bankman-Fried, der damals das Unternehmen leitete, übertragen wurde.
Die Klage führt aus, dass Bankman-Fried im Juli 2021 eine Übertragung von 1,76 Milliarden Dollar in Kryptowährungen, darunter FTT, BNB und BUSD, vorgenommen hat. Diese Übertragungen seien unter anderem an Binance, verschiedene Führungskräfte von Binance und an CZ persönlich gegangen. Im Zusammenhang mit diesen Transaktionen wurden 20 % des internationalen Zweigs von FTX verkauft sowie ein Anteil von über 18 % an der US-Sparte des Unternehmens.
Irreführende Kommunikation seitens Binance
Das Dossier behauptet zudem, dass FTX und seine Schwesterfirma Alameda Research möglicherweise schon seit ihrer Gründung in finanziellen Schwierigkeiten waren und dass beide Unternehmen zumindest Anfang 2021 mit einer Schuldenlast zu kämpfen hatten. Diese finanzielle Situation würde laut FTX die fraglichen Transaktionen als betrügerisch einstufen, da das Unternehmen faktisch insolvent war, als die Beträge überwiesen wurden.
FTX weist zudem auf vermeintlich irreführende Kommunikation seitens Binance hin. Das derzeitige Management von FTX beschuldigt CZ, dass Binance mehrere „unrichtige, irreführende und betrügerische“ Nachrichten in sozialen Medien verbreitet habe, wodurch das Ende von FTX beschleunigt wurde. Ein viel diskutierter Moment war CZs Nachricht vom 6. November 2022, in der er ankündigte, dass Binance plant, seine gesamte Position im FTT-Token zu verkaufen. Diese Position hatte zu diesem Zeitpunkt einen geschätzten Wert von etwa 530 Millionen Dollar. Diese Ankündigung löste eine Welle von Abhebungen durch FTX-Nutzer aus, was das endgültige Aus der Plattform innerhalb weniger Tage besiegelte.
FTX will so viele Gelder wie möglich zurückholen
Seit dem Insolvenzverfahren hat das neue Management von FTX mehrere Klagen gegen ehemalige Partner und Investoren eingereicht, mit dem Ziel, so viele Vermögenswerte wie möglich zurückzugewinnen. Kürzlich erreichte das Unternehmen eine Einigung mit Bybit, einer anderen Kryptofirma, bei der es im Rahmen eines Vergleichs 228 Millionen Dollar erhielt. Mit diesen Geldern will FTX Gläubiger auszahlen und möglicherweise einen Neustart wagen.
Die Entwicklungen rund um FTX zeigen, wie komplex und unsicher die Folgen einer großen Krypto-Insolvenz sein können. Während das Unternehmen rechtliche Schritte unternimmt, um frühere Gelder zurückzugewinnen, häufen sich die Klagen gegen prominente Persönlichkeiten der Kryptowelt, wie CZ. Diese Klagen ziehen die Aufmerksamkeit sowohl der Finanzmärkte als auch der Medien auf sich. Ob es FTX gelingt, einen Teil seiner Verluste durch diese Verfahren wieder hereinzuholen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Es geht um Forderungen in Millionenhöhe.