Nach dem Zusammenbruch von FTX im Jahr 2022 hoffen die Gläubiger endlich, einen Teil ihrer verlorenen Kryptowährungen zurückzubekommen. Doch die Aussichten bleiben düster. Schätzungen zufolge könnten Gläubiger zwischen 10% und 25% ihrer Guthaben zurückerhalten, so Sunil Kavuri, ein Aktivist, der die Interessen der Gläubiger vertritt. Diese Schätzung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, da am 7. Oktober eine Gerichtsverhandlung über die Restrukturierungspläne von FTX stattfindet.
Eine bittere Rückzahlung
Während die Gläubiger versuchen, einen Teil ihres verlorenen Vermögens zurückzuerhalten, wurde bekannt, dass FTX plant, 230 Millionen USD von den verfügbaren Mitteln, etwa 18%, an Aktionäre auszuschütten. Diese Entscheidung stößt auf viel Widerstand. Viele Kunden, die ihr Geld durch den Bankrott der Börse verloren haben, fühlen sich benachteiligt. Laut Kavuri sei es „skandalös“, dass Aktionäre Vorrang vor den betroffenen Kunden haben.
Diese Kontroverse über die Verteilung der Mittel hat heftige Reaktionen ausgelöst. Ein bekannter Bitcoiner, Crypto Notte, bezeichnete das Insolvenzverfahren in den USA als „Witz“ und nannte die Auszahlung an Aktionäre „kriminell“. Viele Gläubiger teilen dieses Gefühl, da sie der Meinung sind, dass die Priorität auf der Rückzahlung der Kunden liegen sollte, nicht bei denen, die Anteile an dem Unternehmen besaßen.
Restrukturierungsplan im Fokus
Die Restrukturierung von FTX ist von rechtlicher Komplexität und Kritik umgeben. Obwohl 95% der abstimmenden Gläubiger den geänderten Plan unterstützen, gibt es weiterhin Einwände. Kavuri und andere Kritiker haben gegen den sogenannten Wind-down-Plan Einspruch erhoben, der ihrer Meinung nach unfair ist und die Kunden unnötig belastet. So gibt es unter anderem Kritik daran, dass Kunden Steuern auf die erhaltenen Gelder zahlen müssen, was durch eine „in-kind“-Verteilung, bei der Kunden ihre Guthaben in Krypto anstatt in bar erhalten, hätte vermieden werden können.
Trotz dieser Einwände ist der Restrukturierungsplan von FTX ein entscheidender Schritt, um festzulegen, wie viel die Gläubiger letztlich zurückerhalten werden. Der Plan, der bei der Gerichtsverhandlung im Oktober diskutiert wird, umfasst auch ein Verbot für FTX und das Schwesterunternehmen Alameda Research, digitale Vermögenswerte zu handeln. Obwohl FTX zugestimmt hat, seinen Kunden Rückzahlungen in Höhe von 12,7 Milliarden USD zu leisten, bleibt die Frage, wie diese Zahlungen genau erfolgen werden und welche Auswirkungen sie auf den Kryptomarkt haben werden.
Der Weg nach vorne: Unsicherheit für Gläubiger
Unterdessen bleibt die Unsicherheit für die Gläubiger groß. Obwohl FTX noch über 1 Milliarde USD in Solana-Tokens verfügt, befürchten viele, dass die Liquidation dieser Vermögenswerte den Wert von Solana und anderen Kryptowährungen negativ beeinflussen könnte. Eine mögliche Auszahlung von FTX an die Gläubiger im Oktober könnte zu einem erneuten Kapitalzufluss in Bitcoin und Altcoins führen, was die Märkte kurzfristig beeinflussen könnte.
Für viele Gläubiger geht es nicht nur um die Rückforderung ihres Geldes, sondern auch um Gerechtigkeit und die Art und Weise, wie das Insolvenzverfahren abgewickelt wurde. Das Ergebnis der Restrukturierung von FTX wird wahrscheinlich einen Präzedenzfall für zukünftige Fälle von Krypto-Insolvenzen schaffen und die komplexe Wechselwirkung zwischen rechtlichen, finanziellen und regulatorischen Fragen in der Kryptobranche verdeutlichen.