Chinesische Krypto-Betrüger haben Telegram zu einem neuen digitalen Zufluchtsort gemacht. Einer aktuellen Untersuchung von Elliptic zufolge erreichen Schwarzmärkte wie Tudou Guarantee und Xinbi Guarantee ein nie dagewesenes Ausmaß – mit nahezu 2 Milliarden US-Dollar an monatlichen Transaktionen, die sich hauptsächlich um Geldwäsche, Betrug und andere illegale Dienstleistungen drehen. Diese Netzwerke haben inzwischen das Volumen historischer Darknet-Giganten wie Hydra und AlphaBay deutlich übertroffen.
Das Wachstum dieser chinesischen Marktplätze auf Telegram zeigt, dass illegale Kryptogeschäfte längst nicht mehr nur im verborgenen Tor-Netzwerk stattfinden, sondern ganz offen zugänglich sind. Ob gefälschte Investitionsplattformen, gestohlene persönliche Daten oder KI-Tools für Deepfake-Betrug – in diesen Telegram-Gruppen ist alles erhältlich, oft in chinesischer Sprache.
USDT ist erhältlich bei Bitvavo und Bybit.
Marktplätze florieren trotz Sperrungen
Nach dem Verbot von Huione Guarantee (später umbenannt in Haowang Guarantee) im Mai 2025 schien Telegram zunächst durchzugreifen. Doch inzwischen haben Tudou Guarantee und Xinbi Guarantee problemlos das Ruder übernommen. Tudou verarbeitet mittlerweile 1,1 Milliarden US-Dollar pro Monat, Xinbi rund 850 Millionen. Insgesamt verfolgt Elliptic etwa 30 dieser Märkte, die zusammen ein jährliches Transaktionsvolumen in zweistelliger Milliardenhöhe erreichen.
Telegram selbst scheint kaum noch einzugreifen. Auf Nachfrage von Journalisten erklärte das Unternehmen, man wolle keine Nutzer blockieren, die „nach finanzieller Freiheit in unterdrückerischen Regimen“ suchten. Diese Begründung wird jedoch von Ermittlern scharf zurückgewiesen: Es handele sich nicht um einfache Nutzer, sondern um organisierte Kriminalität, Menschenhandel und Zwangsarbeit – keineswegs um Bürger, die lediglich ihr Erspartes sichern wollen.
Tether als bevorzugte Währung für Kriminelle
Die bevorzugte Währung in diesen Netzwerken ist Tether (USDT), ein stabiler Kryptowert, der theoretisch vom Unternehmen Tether eingefroren werden könnte – doch das geschieht nur selten. Gerade die zentrale Struktur von USDT wäre ideal, um verdächtige Geldflüsse zu stoppen. Trotzdem greift das Unternehmen kaum ein, obwohl Milliardenbeträge über die Coin abgewickelt werden.
Experten ziehen Parallelen zu laschen Polizeimaßnahmen in Südostasien, bei denen Razzien gegen Betrügernetzwerke oft eher symbolischen Charakter haben. Solange Unternehmen wie Telegram und Tether nicht konsequent zur Verantwortung gezogen oder unter internationalen Druck gesetzt werden, bleibt diese Form der Cyberkriminalität weitgehend ungehindert, warnen Analysten. Wie in aktuellen Berichten über Address Poisoning deutlich wird, können die Auswirkungen dieser Machenschaften verheerend sein.
Weitere Informationen zu dieser Recherche finden Sie bei WIRED.
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