Ethereum-Core-Entwickler Péter Szilágyi hat sich in einem offenen Brief ungewöhnlich kritisch zur Ethereum Foundation und den Machtstrukturen innerhalb des Ökosystems geäußert. In einem ausführlichen Beitrag erklärt er, dass er sich seit Jahren unwohl in seiner Rolle fühlt und dass die Ethereum-Welt in der Praxis deutlich zentraler gesteuert wird, als viele zugeben möchten. Der Brief sorgt für erhebliche Aufregung in der Krypto-Community.
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Kritik an Vitaliks Freundeskreis
Szilágyi erklärt, dass eine kleine Gruppe von fünf bis zehn Personen – meist mit engen Verbindungen zu Vitalik Buterin – zusammen mit einigen wenigen Investmentfonds darüber entscheidet, welche Projekte im Ethereum-Ökosystem Erfolg haben. Seiner Meinung nach hängt der heutige Erfolg eines Projekts weniger von dessen Qualität ab, sondern vielmehr von den Beziehungen zu dieser Gruppe.
„Ethereum mag technisch gesehen dezentralisiert sein, aber in der Praxis hat Vitalik immer noch die vollständige – wenn auch indirekte – Kontrolle über alles“, schreibt er in seinem Brief.
Er stellt außerdem fest, dass neue Projekte heutzutage selten noch einen öffentlichen Tokenverkauf durchführen. Stattdessen wird die Finanzierung von derselben kleinen Gruppe von Investoren und Insidern bereitgestellt. Dies führe laut Szilágyi zu einer „herrschenden Elite“, in der immer wieder dieselben Personen in beratenden oder investierenden Rollen bei neuen Initiativen auftauchen.
Unterbezahlung, Erschöpfung und „Protocol Capture“
Ein weiterer großer Frustpunkt für Szilágyi ist die strukturelle Unterbezahlung innerhalb der Ethereum Foundation. Er erklärt, dass Menschen, die sich über Jahre hinweg für das Protokoll eingesetzt haben, kaum finanzielle Wertschätzung erfahren, während andere – oft später Eingestiegene – beträchtliche persönliche Gewinne erzielen. Dies habe zu einer Art „Protocol Capture“ geführt, bei dem sich Entwickler gezwungen sehen, ihre Loyalität von den offenen Prinzipien hin zu kommerziellen Interessen zu verschieben.
Szilágyi beschreibt sich selbst als „nützlichen Idioten“, der zwar nach außen hin als Symbol für Meinungsvielfalt dient, hinter den Kulissen jedoch zunehmend an Einfluss verliert. Er wirft der Foundation vor, mit idealistischen Prinzipien zu werben, in der Praxis jedoch Entscheidungen zu treffen, die nur einer kleinen Gruppe von Machtinhabern zugutekommen. Auch wenn er seine Arbeit für Ethereum als Privileg betrachtet, schließt er nicht aus, bald einen Schlussstrich zu ziehen.
Der Entwickler sieht Ethereum weiterhin als eine Kraft des Guten, glaubt jedoch nicht, dass die derzeitige Kultur leicht zu verändern ist.
„Wir haben mit Idealen begonnen, sie aber aufgegeben, sobald genug Geld im Spiel war“, so Szilágyi.