Kirgisistan spielt eine bedeutende Rolle bei der Umgehung internationaler Sanktionen gegen Russland. Laut einem neuen Bericht des Blockchain-Analyseunternehmens TRM Labs nutzen russische Akteure verschiedene Krypto-Börsen im Land, um Kapitalströme außerhalb des Blickfelds der Aufsichtsbehörden zu verschieben. Den Angaben zufolge stammt der Großteil der Handelsaktivität auf dem kirgisischen Kryptomarkt von russischen Nutzern.
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Grinex und Stablecoin A7A5 als Verbindungsstücke
Eine der auffälligsten Erkenntnisse ist die Verbindung zwischen Grinex und der zuvor sanktionierten russischen Börse Garantex. Grinex soll in Wirklichkeit eine Fortsetzung von Garantex darstellen – mit ähnlichen Wallet-Strukturen und Transaktionsmustern. Kurz nach der Schließung von Garantex traten dieselben Verhaltensmuster bei kirgisischen Plattformen wie Grinex und Meer auf.
Eine weitere zentrale Rolle spielt der russische Stablecoin A7A5. Laut TRM Labs wird dieser verwendet, um Rubel in Krypto zu tauschen, wodurch russische Akteure weiterhin Zugang zu globalen Märkten erhalten. Der Stablecoin wird von Old Vector herausgegeben, einem Unternehmen, das zeitgleich mit Grinex und Meer in Kirgisistan registriert wurde.
Politisches Klima begünstigt Missbrauch
Dass sich Kirgisistan so schnell zu einem Krypto-Hub entwickelt hat, liegt nicht nur an neuer Gesetzgebung. Seit 2022 können ausländische Akteure dort problemlos Börsen registrieren, ohne physisch im Land präsent zu sein. Laut Transparency International ist das politische Klima schwach, mit nur wenigen Kontrollmechanismen. Das schafft Raum für illegale Geldflüsse und Sanktionsumgehungen.
Die meisten Börsen sind unter derselben Wohnadresse registriert, mit denselben Kontaktdaten und häufig denselben Gründern. TRM Labs bezeichnet dies als klassische Merkmale von Briefkastenfirmen. Auch die sanktionierte russische Milizengruppe Rusich Group soll Wallet-Adressen verwendet haben, die mit EVDE – einer Börse in Kirgisistan – verknüpft sind.
Gefahr der Nachahmung in Nachbarländern
Laut TRM Labs besteht die Gefahr, dass dieses Modell Nachahmung in Ländern wie Kasachstan oder Usbekistan findet. Auch diese Staaten arbeiten derzeit an Krypto-Gesetzen und weisen ähnliche Schwachstellen auf. Ohne internationale Maßnahmen könnte Russland sein Netzwerk weiter ausbauen und so die Sanktionen dauerhaft unterwandern. Ein klares gesetzliches Rahmenwerk wie in Europa fehlt dort bislang.