Russland setzt zunehmend auf junge und unerfahrene Zivilisten für verdeckte Operationen – und bezahlt sie mit Bitcoin. Eine gemeinsame Untersuchung von Reuters, Global Ledger und Recoveris zeigt, dass sowohl der russische Inlandsgeheimdienst FSB als auch der militärische Nachrichtendienst GRU Krypto-Zahlungen einsetzen, um Spionage, Sabotage und Propaganda in Europa zu finanzieren.
Ein besonders aufsehenerregender Fall ist der von Laken Pavan, einem kanadischen Teenager, der 2024 vom FSB rekrutiert wurde. Er reiste über Istanbul nach Donezk und schloss sich dort einer pro-russischen Freiwilligengruppe an. Kurz darauf wurde er von russischen Agenten unter Druck gesetzt, in Europa als Spion zu agieren. Im Gegenzug für ein russisches Visum und eine Wohnung erhielt er Anweisungen, unter anderem nach Polen und in die Ukraine zu reisen und Informationen zu sammeln. Die Bezahlung? In Bitcoin.
Bitcoin ist erhältlich bei Bitvavo und Bybit.
Krypto als Finanzierungsinstrument
Laut den Ermittlern nutzten die russischen Geheimdienste mehrere Wallets, um Zahlungen zu verschleiern. Die BTC, die Pavan erhielt, wurden über Zwischenadressen weitergeleitet, die alle mit einer großen Wallet verbunden waren – diese hat seit Juni 2022 über 600 Millionen US-Dollar in Bitcoin verarbeitet. Die Wallet soll zudem mit Garantex in Verbindung stehen, einer mittlerweile sanktionierten russischen Krypto-Börse.
Die Analyse zeigt, dass Transaktionen häufig zu den Bürozeiten in Moskau stattfinden – ein weiterer Hinweis auf koordinierte staatliche Operationen.
„Wir sehen, dass GRU- und FSB-Wallets regelmäßig aktiv sind“, sagt Marcin Zarakowski von Recoveris.
Das Netzwerk wird nicht nur für Spionage genutzt: Es gibt Hinweise darauf, dass Kryptowährungen auch zur Bezahlung von Söldnern im Donbas sowie zur Bestechung europäischer Politiker eingesetzt werden. Auch Analysten weisen auf die geopolitischen Auswirkungen der Krypto-Nutzung hin – sowohl für Märkte als auch für Sicherheitsfragen.
Warum Jugendliche?
Nach der massenhaften Ausweisung russischer Diplomaten in Europa infolge der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 griff Moskau zu alternativen Methoden. Teenager und unerfahrene Zivilisten sind günstiger, leichter zu beeinflussen und unauffälliger. In mindestens vier europäischen Ländern wurden Jugendliche wegen des Verdachts auf Zusammenarbeit mit russischen Diensten festgenommen.
Pavan wurde schließlich in Warschau verhaftet, wo er alkoholisiert und verängstigt die Polizei kontaktierte. Er gestand und verbüßt nun eine 20-monatige Haftstrafe in Polen. Seine Kommunikation zeigt, wie amateurhaft einige dieser Operationen verliefen – mit Bitten um Pizza, SIM-Karten und neue Handys. Dennoch zeigt sein Fall, wie Russland Krypto als anonymes Zahlungsmittel nutzt, um seinen Einfluss in Europa auszubauen – ohne Spuren im klassischen Bankensystem zu hinterlassen.